Schreibpraktiken als Weg, sich selbst zu verstehen – VISIYA
- Marina
- 31. März 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Sept.
Schreiben kann heilsam sein – das haben viele schon gehört. Aber nicht jede Art zu schreiben ist automatisch gut für dich. Manche Techniken können sogar mehr schaden als nutzen, besonders wenn du gerade eine schwere Zeit durchmachst. Deshalb schauen wir uns an, wie du das Schreiben sicher für dich nutzen kannst.
Warum nicht alle Schreibpraktiken gleich sind
Therapeuten warnen vor einer Sache: Einfach draufloszuschreiben, ohne Grenzen oder Struktur, kann gefährlich werden. Besonders Menschen, die Traumatisches erlebt haben, merken oft nicht, wann sie zu tief in schmerzhafte Themen abtauchen.
Die Psychotherapeutin Kathleen Adams (bekannt für "Journal to the Self") hat dafür eine einfache Lösung gefunden. Sie gab ihren Klienten strukturierte Satzanfänge vor:
"Im Moment möchte ich..."
"Meine größte Angst ist..."
"Heute fühle ich mich..."
Zeitlimit: 5 Minuten. Das reicht, um therapeutisch zu wirken, ohne zu überfordern.
Sichere Techniken für den Einstieg
Du bist unsicher, ob Tagebuchschreiben was für dich ist? Probier erstmal diese harmlosen Methoden:
Listen schreiben
"100 Dinge, für die ich dankbar bin"
"100 Wege, wie ich anderen helfe"
"Meine 20 schönsten Erinnerungen"
Klingt simpel? Ist es auch. Aber genau deshalb funktioniert es. Bei längeren Listen schaltet sich automatisch dein Unterbewusstsein ein und bringt Dinge hoch, an die du sonst nicht gedacht hättest.
Anonyme Briefe schreiben
Perfekt, um mit starken Emotionen umzugehen, die du nicht direkt an jemanden richten kannst oder willst. Schreib alles raus, was dich beschäftigt – du musst den Brief ja nicht abschicken.
Mindmapping fürs Tagebuch
Besonders gut, wenn du nach Lösungen suchst oder neue Ideen brauchst. Schreib dein Problem in die Mitte und lass deine Gedanken in alle Richtungen fließen.
Vorsicht bei "freiem Schreiben"
"Freies Schreiben" oder "Stream of Consciousness" wird oft als universelle Lösung angepriesen. Die Idee: Einfach schreiben, was einem in den Kopf kommt, ohne Pause oder Zensur. Das kann kreativ und befreiend sein – aber auch riskant. Wenn du gerade ein Trauma verarbeitest oder depressiv bist, kann diese Methode mehr schaden als helfen, warnt die Forschung zu therapeutischem Schreiben.
Die wichtigsten Regeln für sicheres Schreiben
Achte auf dein Wohlbefinden
Fühlst du dich nach dem Schreiben dauerhaft schlechter? Dann mach eine Pause oder wechsle die Methode. Dein Tagebuch soll dir helfen, nicht schaden.
Schaffe den richtigen Rahmen
Schreib, wenn du entspannt bist
Such dir einen ungestörten Ort
Nimm dir Zeit, ohne an To-dos zu denken
Bleib ehrlich – aber sicher
Ehrlichkeit ist wichtig fürs Tagebuchschreiben. Aber sie funktioniert nur, wenn niemand sonst mitliest. Versteck dein Tagebuch gut oder nutze eine sichere App.
Perfektion ist nicht das Ziel
Dein Text darf Fehler haben, unvollständig sein oder stilistisch nicht perfekt. Hauptsache, er drückt aus, was du sagen willst.
Digitale Helfer
Online-Dienste bieten oft strukturiertes Schreiben an – meist zwischen 280 Zeichen und 750 Wörtern pro Tag. Das entspricht etwa drei Textseiten und kann schon ziemlich tief gehen. Auch hier gilt: Achte darauf, wie es dir dabei geht.
Der Schlüssel: Experimentiere bewusst
Es gibt unzählige Schreibmethoden. Probier aus, was sich richtig anfühlt. Aber mach es bewusst und achte immer darauf, wie es dir dabei geht. Schreiben soll dich stärken, nicht schwächen.

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